Die Bio-Bäckerei in Evessen läuft unter neuer Leitung weiter

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Wirtschaftsförderung half bei der Übergabe

Die Bio-Bäckerei in Evessen läuft unter neuer Leitung weiter. Ausstrahlung bis weit über den Landkreis hinaus.

Evessen. Bio-Bäckereien sind dünn gesät im Landkreis Wolfenbüttel. Umso größer war die Erleichterung in interessierten Kreisen, als jetzt das Signal aus Evessen kam: Der dortige Betrieb wird fortgeführt. Am Dienstag, 1. April, steht dem Team unter neuer Leitung ein wichtiger Tag bevor: Die Bio-Bäckerei setzt auf neue Brote.

Inzwischen steht Torsten Büttner am Ruder, der die Verantwortung am 1. Februar übernommen hat. Der 47-jährige Ilsenburger war zwischen Hannover und Berlin lange auf der Suche nach einer eigenen Bäckerei – mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung des Landkreises klappte es nun in der Traditionsbäckerei am Elmrand. „Ich habe Einrichtung und Betrieb gekauft, werde den Bio-Betrieb so fortführen – und auch die Mitarbeitenden werden übernommen.“

Dieser Hinweis ist wichtig, denn hinter der Backsteinfassade an der Dorfstraße 20 tut sich mehr, als man auf den ersten Blick vermuten sollte. „Ich habe fünf Angestellte, darunter zwei weitere Bäcker“, erzählt Torsten Büttner. Acht Minijob-Kräfte vervollständigen das Team. „Es braucht einiges Personal, um das Geschäft und unsere Marktstände am Laufen zu halten.“ Die Bio-Bäckerei steht samstags auf den Wochenmärkten in Braunschweig und Wolfenbüttel sowie am Donnerstag in Königslutter.

Auch sonst beeindruckt der kleine Laden mit großem Einzugsgebiet: „Kunden kommen aus Salzgitter und Braunschweig, aus dem Harz und teils sogar aus der Region Hannover“, sagt der Jungunternehmer und staunt selbst noch immer. „Die Bio-Bäckerei hat sich durch die Jahrzehnte einen ausgezeichneten Ruf erworben.“

Doch was genau macht den Unterschied zwischen den üblichen Bäckern und einem Bio-Betrieb? „Wir verwenden natürlich nur zertifizierte Rohstoffe nach dem Reinheitsgebot“, sagt der Chef und verweist zudem auf kurze Lieferwege: „Das Korn kaufen wir im Lindenhof/Eilum, künftig vielleicht auch bei Reinau in Lucklum.“ Das Mahlen zu Mehl geschehe bereits in Evessen.

Und dabei gebe es den nächsten Unterschied: „Maschinenverarbeitete Teiglinge dürfen 200 zugelassene Zusatzstoffe enthalten – so können die Maschinen den Teig besser händeln, und auch das Schockfrosten für den Transport geht leichter. Das ist bei Büttner alles nicht nötig, „wir verwenden keinerlei Zusatzstoffe“.

Zudem spiele dort hinein, was es seiner Meinung nach für ein „gutes Brot“ brauche: „Nach dem Mahlen wird bei uns alles in Handarbeit erledigt. Das ist ein Prozess, bei dem der Mensch seine Kunst in das Produkt einfließen lässt.“ Für den Kenner und auch für den Kunden ergebe sich daraus ein spürbarer Unterschied, der sich gleichwohl schlecht beschreiben lasse, sagt er: „Diesen Grad der Vollendung kann eine Maschine nicht erreichen.“

Es gibt noch weitere Facetten, die das Backwerk in Evessen künftig außergewöhnlich machen. „Zum Beispiel gönnen wir dem Teig vier Stunden Ruhezeit. So wird das Mehl aufgeschlossen, und das Brot wird bekömmlicher.“ Mittelfristig arbeiten seine Bäcker sogar mit vorgekeimtem Getreide: „Auf diese Weise packen wir den ganzen Rucksack an Nährstoffen aus, die sich im Keim befinden – ein uraltes Verfahren, das heute kaum noch praktiziert wird.“

Dass sich diese spannende Entwicklung im Landkreis Wolfenbüttel abspielt, hat ganz viel mit Thomas Löhr zu tun. Der Wirtschaftsförderer kannte den Bäcker aus seiner Zeit in Hannover, wo er einige dieser Betriebe betreute. „Die Wolfenbütteler Wirtschaftsförderung hat mir sehr geholfen, als es um den Businessplan ging und darum, mit den Banken eine Finanzierung auszuhandeln“, betont Torsten Büttner.  Generell sei es bei dem Schritt in die Selbständigkeit wichtig, einen Sparringspartner auf Augenhöhe zu haben: „Der kann einem dann ehrlich sagen, ob die Pläne für Außenstehende schlüssig sind.“

Auch Löhr selbst ist sehr zufrieden: „Wir hatten drei Finanzierungszusagen von Banken – offenbar war unser Businessplan nicht allzu schlecht“, sagt er schmunzelnd. Für künftige Investitionen (im Raum stehen rund 100.000 Euro für Modernisierungen und einen weiteren Verkaufswagen) wolle er dem Bio-Bäcker bei den Anträgen für Fördermittel helfen. Der Zeitpunkt der Übernahme geht ebenfalls auf den Wirtschaftsförderer zurück: „Auf diese Weise konnte er den Gründungszuschuss mitnehmen. Im Übrigen ist das Frühjahr perfekt für diesen Schritt.“

Gutes Timing ist etwas, das sich auch Torsten Büttner vorgenommen hat: „Am Dienstag starten wir mit einem neuen Dinkelbrot in den Verkauf. Danach wollen wir im zwei-Wochen-Rhythmus neue Brote präsentieren.“ Es soll Testballons und Verkostungen geben. „Und ich werde auf Rückmeldungen aus der Kundschaft hören.“ Immerhin hat er sich fest vorgenommen, sein Einzugsgebiet Richtung Wolfsburg und den Harz auszudehnen. Viel frischer Wind also in der Traditionsbäckerei am Elm.

Die „Bio-Bäckerei am Elm“ findet sich in Evessen an der Dorfstraße 20.  Foto: Regio-Press

Titelfoto:  Sie zogen beide an einem Strang: Thomas Löhr (links) von der Wirtschaftsförderung des Landkreises sowie Torsten Büttner, der neue Bio-Bäcker in Evessen.  Foto: Regio-Press

Alles Bio: Brot und Wein und das gesamte Naturkost-Sortiment gehen in Evessen über den Ladentisch von Andrea Brandt, die auch immer Lust auf einen kurzen Schnack hat.  Foto: Regio-Press