Wer von Bücherverbrennung hört, denkt an die Anfangszeit der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zurück. Am 10. Mai 1933 brannten in 22 Universitätsstädten riesige Berge mit Büchern pazifistischer, jüdischer und sozialistisch-marxistischer Schriftsteller, u.a. die Bücher von Erich Kästner.

Die Aktion wurde deutschlandweit minutiös vorbereitet und sollte zeitgleich stattfinden. Federführend waren die Deutsche Studentenschaft (Dachverband der Allgemeinen Studentenausschüsse) und der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund.

Wie wir heute wissen, fanden nicht nur in Universitätsstädten Bücherverbrennungen statt, auch in der Provinz wurden organisierte Bücherverbrennungen durchgeführt. Nach Augenzeugenberichten und aufgefundenen Quellen fanden in Königslutter am Elm sogar zwei Bücherverbrennungen statt.

Am Marktplatz erinnert bereits eine Tafel an die Verbrennung vom 21. März 1933. Eine zweite Verbrennungsaktion fand am 14. Mai auf dem Sportplatz Am Badeholze im Rahmen eines Hitlerjugendtages statt. In unmittelbarer Nähe wurde nun eine zweite Tafel enthüllt, die an diesen Tag erinnert. Bürgermeister Alexander Hoppe brachte die Untaten der Nazis mit dem Erstarken aktueller rechtsradikaler Tendenz in Verbindung und mahnte zur Wachsamkeit.

Dr. Diethelm Krause-Hotopp berichtete dann über die Phasen der Bücherverbrennungen in Deutschland und beschrieb das Geschehen am 14. Mai 1933. Die Informationen stammten aus dem Amtsblatt von Königslutter und Umgebung vom 17. Mai 1933. Danach marschierten der Unterbann 92 der Hitler-Jugend, das deutsche Jungvolk und der Bund deutscher Mädel zunächst durch die Stadt zum Marktplatz. Hier nahm Gebietsführer Steinacker den Vorbeimarsch ab, weiter führte der Weg zum Sportplatz Am Badeholze. Naziführer Knauth aus Helmstedt hielt eine Ansprache. Am Ende seiner Rede wurde dann die vorbereitete Bücherverbrennung in die Tat umgesetzt. Bücher der schwarzen Liste wurden mit Sprüchen in die Flammen geworfen. Heilrufe auf Adolf Hitler und das Singen des Horst-Wessel-Liedes bildeten den Abschluss.

Krause-Hotopp dankte am Ende Alexander Hoppe für von sein Engagement, dass die Erinnerungstafel nun endlich aufgestellt wurde und schloss mit den Worten des ehemaligen Bundespräsident Weizsäcker. „Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren.“

Seine Nachforschungen zu den Bücherverbrennungen als auch die Geschichte Königslutters von 1925-1933 hat Krause-Hotopp in einem Buch verarbeitet, das demnächst erscheinen wird.

Foto (privat). Stadtarchivar Thomas Markwardt, Bürgermeister Alexander Hoppe und Dr. Diethelm Krause-Hotopp übergeben die Erinnerungstafel zu Bücherverbrennung der Öffentlichkeit.