Teilnehmende schlüpfen begeistert in neue Rollen. Und dann die Sache mit den farbigen Murmeln.
Königslutter. Viel Trubel gab es kürzlich auf dem Gelände der ehemaligen Roto-Werke an der Fallersleber Straße 12 in Königslutter. Die Lavie Reha hatte eine Gruppe von Studierenden der TU Braunschweig zu Gast. In der Boulderhalle startete ein Gemeinschaftsprojekt zwischen den Teilnehmenden der Reha-Einrichtung sowie dem Institut für Sportwissenschaft und Bewegungspädagogik der Universität.
Am ersten Tag stand natürlich das Kennenlernen im Vordergrund – und zwar der Menschen ebenso wie der technischen Möglichkeiten bei Lavie. Elisabeth Viedt lieferte zur Begrüßung allgemeine Infos und erklärte vor allem den Spiele-Parcours, der in der Boulderhalle aufgebaut worden war. Denn genau darum geht es mittelfristig: Die Studierenden sollen ein neues Spiel entwickeln – durch Beobachtung und Gespräche mit den Lavie-Teilnehmenden. Dazu gehörte auch ein erster Rundgang durch die Werkstätten des Hauses unter Führung von Anleiter Heiko Kowski.
Gerade die einmalige Situation in Königslutter mit Teilnehmenden, Ausbildung und Werkstätten habe die Zusammenarbeit so reizvoll gemacht, sagte Dominik Korte, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut. „Natürlich mussten wir abwägen: Die Anreise hierher gegenüber den tollen Möglichkeiten. In der Summe sind wir absolut überzeugt von diesem Projekt.“
Künftig kommen die Studierenden also einmal pro Woche zu Lavie, wo dann vier Stunden Arbeit angesetzt sind. „Es geht nicht zuletzt um das Miteinander und das Ausprobieren“, verdeutlichte Korte. „Wir wollen mit viel Spaß schöne Projekte auf die Beine stellen.“ Das ging am ersten Tag schon gut los, als alle in der Boulderhalle die vier Stationen einmal durchlaufen mussten (Darten, Kicker, Tischtennis, Klettern). Dabei agierte die Lavie-Gruppe als Einweiser in die Spiele – und übernahm diese Rolle mit zunehmendem Eifer.
„Das war eine superschöne Sache und toll zu beobachten“, schilderte Elisabeth Viedt später. Die Teilnahme an der Aktion habe der Lavie-Gruppe freigestanden. „Die Mehrheit hat sich dafür entschieden.“ Aus Sicht der Reha-Einrichtung, in der ja vor allem Menschen mit psychischer Belastung arbeiten, eröffne die Kooperation eine einmalige Gelegenheit: „Auf diesem Wege haben wir die Chance, 0den Sport vielfältiger zu machen.“ Vor allem war augenfällig, wie zunehmend gelöster die Lavie-Gruppe wurde und stärker Verantwortung übernahm. „Richtig cool“, bestätigte Elisabeth Viedt. „Und alle haben sich gut verstanden.“
Dazu trugen farbige Murmeln bei, von denen jeder zu Beginn ein Säckchen voll erhielt. Während des Parcours‘ sollten sich alle austauschen und durch die Weitergabe ihrer Murmeln sozusagen den Grad ihrer Begeisterung dokumentieren. So entstand ein kommunikativer Austausch, und durch das direkte Murmel-Feedback auch ein Gefühl für Kommunikation. „Das war wirklich eine tolle Idee“, befand Elisabeth Viedt. „Es ging eben nicht darum, seine Farbe durchzuziehen, sondern voneinander zu profitieren.“ Wer das Gespräch gesucht und Kontakte gefunden hatte, sammelte viele verschiedene Farben. „Das ist eine grandiose Symbolik, auch vor dem Hintergrund von Vielfalt und Inklusion: Bunt ist schöner.“
Übrigens berichtete Dominik Korte, dass es während der vergangenen Semester (damals noch in der TU-Werkstatt) tatsächlich schon einmal gelungen war, ein marktreifes Spiel zu entwickeln. „Dabei ist Marktreife eigentlich nicht das Ziel unseres Projektes.“ Es gehe vielmehr darum, den Studierenden ein Gefühl dafür zu geben, wie sie sich auf unterschiedliche Lerngruppen einstellen können.
Und ein weiteres Angebot machte die Lavie ihren Gästen, wie Heiko Kowski in der Werkstatt betonte. „Haben Sie keine Angst vor ausgefallenen Ideen“, beruhigte der Tischler die Studierenden, denn das sei kein Problem: „Wir können hier rund ums Holz alles lösen.“





