Kein Geld, kein Personal, kein Plan – Sparen auf Kosten der Kinder

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Ein Leserbrief von  Dr. Armin Kowalek

In der Gemeinde Cremlingen geraten Kitas, Spielplätze und Betreuungseinrichtungen zunehmend unter Druck – die Leidtragenden sind die Jüngsten.

Von Dr. Armin Kowalek

Cremlingen. Immer dann, wenn es in der Gesellschaft eng wird, trifft es die Schwächsten zuerst: die Kinder. Was sich bereits in der Corona-Pandemie zeigte, wiederholt sich nun auf kommunaler Ebene. Die Gemeinde Cremlingen steckt in finanziellen und personellen Schwierigkeiten – und spart dort, wo es besonders weh tut: bei der frühkindlichen Bildung und Betreuung.

Überlastete Kitas, fehlende Perspektiven

Die Kindergärten in der Gemeinde sind überfüllt, das Personal am Limit. Neue Einrichtungen? Fehlanzeige. Statt nachhaltiger Lösungen setzt man auf Provisorien: Container. Die Übergangslösung in Cremlingen sollte nie dauerhaft sein – ist es aber längst geworden. Ein geplanter Neubau in Schandelah wurde kürzlich von der Politik verworfen. Die Begründung: Man rechne künftig mit weniger Kindern. Dass solche Prognosen in der Vergangenheit regelmäßig danebenlagen, scheint niemanden zu interessieren.

Unhaltbare Zustände – und niemand fühlt sich zuständig

In den Kindergärten der Gemeinde Cremlingen gibt es häufig technische Probleme und Zustände, die laut Vorschriften sofort behoben werden müssten. Doch der Mangel an Personal in der Verwaltung sorgt dafür, dass selbst grundlegende Hygienestandards nicht eingehalten werden können.

Spielplätze nur mit Vitamin B

Auch bei der Ausstattung von Spielplätzen zeigt sich ein fragwürdiges Bild. Wer gute Beziehungen hat, bekommt schneller Hilfe – etwa bei der Erneuerung maroder Spielgeräte. Ortsbürgermeister wie in Schandelah greifen inzwischen zu ungewöhnlichen Mitteln: Eine Spendenaktion soll das finanzielle Loch stopfen, weil Fördermittel fehlen oder durch bürokratische Hürden unerreichbar zu sein scheinen. Ortschaften mit engagierten, oft pensionierten Ortsratsmitgliedern, die Zeit für Anträge haben, sind klar im Vorteil. Früher gab es dafür in der Gemeinde Cremlingen noch eine Mitarbeiterin, die auch für Bürgerprojektgelder zuständig war und unterstütze die Ortsbürgermeister*innen bei den Förderanträgen.

Was jetzt passieren muss – Lösungsansätze für eine kinderfreundliche Gemeinde

Die Probleme sind bekannt – doch wie könnte ein Weg aus der Krise aussehen?

  • Prioritäten setzen: Bildung und Betreuung müssen als Pflichtaufgaben behandelt werden. Der Gemeindehaushalt sollte diese Bereiche klar priorisieren.
  • Fördermittel aktiv nutzen: Landes- und Bundesprogramme bieten finanzielle Unterstützung – doch dafür braucht es gezielte Antragstellung und ggf. externe Hilfe.
  • Bürgerbeteiligung stärken: Eltern und Vereine können durch Patenschaften, Bürgerhaushalte oder Beteiligung an Planungen eingebunden werden.
  • Gemeinsame Lösungen mit Nachbarn: Interkommunale Zusammenarbeit kann helfen, Ressourcen effizienter zu nutzen – etwa durch gemeinsame Kitas oder Personalpools.
  • Verwaltung modernisieren: Digitalisierung kann Prozesse beschleunigen und Personal entlasten – damit dringende Probleme wie in der „Sternschnuppe“ schneller gelöst werden.

Fazit

Die Gemeinde Cremlingen steht vor großen Herausforderungen – aber auch vor der Chance, mit Mut und Weitsicht eine kinderfreundliche Zukunft zu gestalten. Was es braucht, ist politischer Wille, klare Prioritäten und der Mut, neue Wege zu gehen. Denn wer bei den Kindern spart, spart an der Zukunft.