Pressemitteilung  / Hannover, den 19.09.2023

Geotop in Salzgitter ist nun weltweiter geologischer Referenzpunk

Prof. Silke Voigt und Prof. Ireneusz Walaszczyk (v.re.) bringen den „Goldenen Nagel“ in der
Steinbruchwand an. Bildrechte: LBEG/Eike Bruns

Auf der Weltkarte für Geologen ist Salzgitter-Salder nun ein fester Punkt geworden. In einer
feierlichen Zeremonie ist heute der „Goldene Nagel“ im ehemaligen Steinbruch am Hassel-
berg gesetzt worden. Er markiert die Stelle in der Steinbruchwand, an der in einzigartiger
Weise die erdgeschichtlichen Änderungen an der Grenze der beiden Kreidezeitalter Turon
und Coniac zu erkennen ist. Die International Union of Geological Sciences (ICS) hatte fest-
gestellt, dass diese Zeitgrenze nirgendwo besser nachzuverfolgen ist, als im Steinbruch
Salder und hat dem Schichtenprofil den bedeutsamen Titel „Global Stratotype Section and
Point“ (GSSP – umgangssprachlich auch „Goldener Nagel“) verliehen.
ICS-Generalsekretär Philip Gibbard und Marie Rose Petrizzo (Leitung der bei der ICS für
dieses Erdzeitalter zuständigen Kommission) betonten, welch aufwendiges Verfahren hinter
der Verleihung eines „Goldenen Nagels“ steckt. Beide machten deutlich, dass viele Prüfver-
fahren und qualitativ hochwertige Kriterien angelegt werden, um solche Schichtenüber-
gänge auszuzeichnen, bevor sie weltweit als Referenzpunkt für weitere Forschungen die-
nen können.

Am 19.09.2023 wird der Goldene Nagel in der Steinbruchwand im Steinbruch Salzgitter-Salder, die in einzigartiger Weise die erdgeschichtlichen Änderungen an der Grenze der beiden Kreidezeitalter Turon und Coniac vor 89,4 Millionen Jahren abbildet, gesetzt.
Bildrechte: LBEG/Eike Bruns. Kostenfreie Verwendung im Zusammenhang mit Pressemitteilungen des LBEG zum Goldenen Nagel in Salzgitter-Salder.

Der Steinbruch am Hasselberg in Salzgitter-Salder ist nun ein weltweiter Referenzpunkt für
die Geologie.

„Das ist eine große Auszeichnung für die Geologie, aber das ist auch eine große Auszeich-
nung für die Salzgitteranerinnen und Salzgitteraner“, sagte Christian Striese, zweiter Bür-
germeister der Stadt. Deutschlandweit ist erst zum zweiten Mal ein „Goldener Nagel“ verlie-
hen worden. Prof. Ireneusz Walaszczyk von der Universität Warschau, der zusammen mit
Prof. Silke Voigt von der Goethe-Universität Frankfurt und mit Unterstützung von Dr. André
Bornemann vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) sowie weiteren
Geowissenschaftlerinnen und Geowissenschaftlern die 40 Meter der geologischen Schich-
tenfolge im ehemaligen Kalksteinbruch am Hasselberg eingehend untersucht haben, erläu-
terte, wie perfekt und lückenlos der Übergang zwischen den beiden Zeitaltern belegt ist. Im
Süden der USA und in Mexiko hätten sich ähnliche Schichtenfolgen gefunden, aber keine
erfüllten die strengen Kriterien der ICS so gut, wie die in Salzgitter-Salder.
Der „Goldene Nagel“ macht das nun sichtbar, was Prof. Silke Voigt besonders freut. „Hier
wird Geologie erlebbar und wir können unseren Kindern und Schülern zeigen, wie wichtig
diese Wissenschaft ist.“ Einen ähnlich nachhaltigen Effekt erhofft sich Henning Zellmer, Ge-
schäftsführer des Geoparks Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen: „So können wir unse-
rer Nachwelt wertvolle Geotope hinterlassen.“ Der Geopark ist für die Pflege des Geotops
zuständig.
Markus Stöwer, Abteilungsleiter im LBEG, sagte: „Ich freue mich, dass wir in nun in Nieder-
sachsen eine so bedeutsame Auszeichnung haben und dass wir mit unserer geologischen
und stratigraphischen Arbeit die Grundlagen für solche herausragenden Forschungsergeb-
nisse bereitstellen können.“

Am 19.09.2023 ist der Goldene Nagel in der Steinbruchwand im Steinbruch Salzgitter-Salder, die in einzigartiger Weise die erdgeschichtlichen Änderungen an der Grenze der beiden Kreidezeitalter Turon und Coniac vor 89,4 Millionen Jahren abbildet, gesetzt
Bildrechte: LBEG/Eike Bruns. Kostenfreie Verwendung im Zusammenhang mit Pressemitteilungen des LBEG zum Goldenen Nagel in Salzgitter-Salder.

Der „Goldene Nagel“ markiert in der Steinbruchwand die erdgeschichtlichen Änderungen an
der Grenze der beiden Kreidezeitalter Turon und Coniac.

Weitere Infos:
Im Kalksteinbruch am Hasselberg bei Salder im Nordosten des Salzgitterschen Hö-
henzuges wurden von 1885 bis 1992 Kalksteine und Mergel für die Zementindustrie
und zum Schluss für die Erzaufbereitung abgebaut. Heute befindet sich dort ein be-
kanntes Biotop und Geotop als Eigentum der Stiftung Naturlandschaft, die vom
BUND-Landesverband Niedersachsen eingerichtet wurde. Während die Betreuung
des Steinbruchgeländes der Kreisgruppe Salzgitter des BUND übertragen wurde,
kümmert sich der UNESCO Geopark Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen um
den geowissenschaftlichen Part des Steinbruchs. Der Steinbruch ist aus Natur-
schutzgründen nicht frei zugänglich, aber es werden gelegentlich geführte Wande-
rungen angeboten.
 Im Turon, vor etwa 90 Millionen Jahren, in der jüngeren Kreidezeit, war es tropisch
warm auf der Erde: Die eisfreien Pole sorgten für einen hohen Meeresspiegel, Mit-
teleuropa bestand aus einem flachen Meer mit einer Schar von Inseln. Im Meer ent-
wickelten Ammoniten eine ungeheure Formenvielfalt, an Land herrschten die Dino-
saurier. Die ersten Blütenpflanzen begannen, Schachtelhalmen und Farnen Konkur-
renz zu machen. Vor 89,4 Millionen Jahren fing das Klima an, sich leicht abzukühlen
und der Meeresspiegel von seinem Höchststand etwas zu sinken: Ein neuer erdge-
schichtlicher Abschnitt, das Zeitalter Coniac, löste das Zeitalter Turon ab.

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