Frischer Wind in der DRK-Kleiderkammer

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Rotkreuzler steckten Geld und Zeit in die Einrichtung. Große Autos weckten Misstrauen. Neue Regeln.

Wolfenbüttel. Wenn nach den Osterferien die Wolfenbütteler Kleiderkammer Am Exer 15 wieder öffnet, dann hat sich dort einiges verändert. Einerseits wechselte die Leitung der Einrichtung: „Heike Hann hat die Nachfolge von Joachim Korsch angetreten“, berichten Kevin Barbe und Mattis Gruß vom DRK-Ortsverein Wolfenbüttel. Das Rote Kreuz betreibt die Kleiderkammer schon seit vielen Jahrzehnten, früher in der Krummen Straße.

„Wir wollen dieses Angebot unbedingt am Laufen halten“, sagt Kevin Barbe, der Vorsitzende des Ortsvereins. Zwar seien solche Einrichtungen naturgemäß defizitär, heute aber leider unabdingbar. „Es gibt einfach sehr viele Bedürftige, die auf unsere Kleiderkammer angewiesen sind“, ergänzt Mattis Gruß, im Vorstand der Stellvertreter von Barbe. Und so investierte das DRK rund 2500 Euro in Sanierung und Neustrukturierung.

Denn auch von den Abläufen her musste sich einiges ändern, berichtet Heike Hann. „Unser Sortiertisch stand mitten im Raum – also zwischen Kleiderständern und Regalen, wo sich die Kunden tummeln.“ Das werde künftig getrennt, um das Ganze zu entzerren. „Immerhin besuchen uns pro Woche rund 50 Erwachsene, und viele Kinder kommen noch dazu.“

Allerdings ist vorstellbar, dass sich diese Zahl bald etwas reduziert, denn eine weitere Änderung betrifft die Besucherinnen und Besucher am Exer: „Bisher durfte jeder kommen und sich Kleidung aussuchen“, sagt Kevin Barbe. Das habe aber bei den Verantwortlichen zunehmend zu Zweifeln geführt: „Da kam mancher im protzigen Wagen vorgefahren – das sah alles nicht wirklich nach Bedürftigkeit aus.“ Zudem machten den Vorstand die Kennzeichen an diesen Autos stutzig: „Die kamen aus Celle, Magdeburg, sogar aus Hessen. Aber das ist definitiv nicht unsere Zielgruppe.“

Künftig dürfen nur noch Bewohner des Landkreises Wolfenbüttel kommen, außerdem müssen sie ihre Bedürftigkeit nachweisen. Dabei ist das DRK allerdings großzügig: „Wir akzeptieren Bescheide vom Sozialamt, vom Rentenamt und für das Bürgergeld – aber auch BAföG-Bescheide“, macht Mattis Gruß klar, dass selbst Studierende als Abholer in Frage kommen. „Wir vertrauen dabei auf das Fingerspitzengefühl unserer Ehrenamtlichen. Teilweise liegt das sicher im Ermessensspielraum.“

Der Ortsverein setzt darauf, dass sich die neue Regelung schnell herumspricht. „Unsere 15 Ehrenamtliche hier am Exer werden informieren, und auch die Gruppe der Bedürftigen ist teils gut vernetzt.“ Wichtig war dem DRK: „Die Kleiderkammer bleibt kostenlos.“ Im Gegensatz zur Tafel, wo die Abholer einen eher symbolischen Euro pro Tüte bezahlen.

Die letzte Änderung betrifft den Sammel-Container vor der Tür. „Wir haben ihn jetzt vorübergehend geschlossen“, erklärt Heike Hann. Es war sehr arbeitsintensiv, ihn ständig leeren zu müssen. „Viele Leute legten ihre Spenden auch einfach daneben. Das sah nicht gut aus, und die Sachen verdreckten.“ Nun werden Spender gebeten, zu den Öffnungszeiten vorbeizuschauen. So komme die Ware direkt in den Kreislauf der Sortierung und Wiederverwertung.

Außerdem werden auf diese Weise überflüssige Spenden aussortiert. „Eigentlich brauchen wir nur Kleidung, gut erhalten“, betont die neue Leiterin. Besteck, Teppiche, Kinderbetten und sogar Prothesen und Sperrmüll ließen hingegen den Verdacht aufkommen, der Exer werde als Entsorgungseinrichtung missbraucht. Die Krönung: Töpfe mit Essensresten. „Das geht so nicht.“ Arrangiert hat sich die Kleiderkammer hingegen mit gespendeten Rollatoren und Kinderwagen: „Die sind schnell vergriffen.“

Was gespendet werden darf, kann gerne telefonisch angefragt werden. Die Kleiderkammer ist zu den Öffnungszeiten erreichbar unter 0157/54 30 44 96.

Die neuen Öffnungszeiten sind montags von 15 bis 18 Uhr sowie mittwochs von 9 bis 12 Uhr. Erstmals geöffnet nach dem Umbau hat die Kleiderkammer am Montag, 28. April.

Foto: Es tut sich einiges in der Kleiderkammer des DRK-Ortsvereins Wolfenbüttel. Darüber berichteten jetzt (von links) Mattis Gruß und Kevin Barbe vom Vorstand sowie die Ehrenamtlichen Cordula Rockmann, Gisela Peter und die neue Leiterin der Kleiderkammer, Heike Hann.  Foto: DRK