Schandelah. Besuch aus Großbritannien erhielt vor kurzem die Gedenkstätte KZ Schandelah-Wohld. Der britische Historiker Russel Kent arbeitet über die britischen Militärprozesse. Diese wurden nach 1945 in Deutschland u.a. gegen das Personal von Konzentrationslagern geführt. So fand vom 2. Januar bis zum 3. Februar 1947 in Braunschweig der Schandelaher Kriegsverbrecherprozess statt. Angeklagt waren neun Personen: drei leitende Mitarbeiter der Firma Steinöl und sechs Männer des KZ-Wachpersonals. Angeklagt waren sie „wegen völkerrechtswidriger Behandlung alliierter Staatsangehöriger“. Dabei bezog sich die Anklage auf die Bestimmungen des Völkerrechts und die Gepflogenheiten der Kriegsgesetze. Diese hätten sie aufgrund von Misshandlungen und Tötungen von Bürgern alliierter Länder verletzt.
Gegen fünf Personen (vier KZ-Bewacher und den leitenden Direktor der Firma Steinöl, Prof. Dr. Solms Wittig, wurde die Todesstrafe verhängt. Die KZ-Bewacher, Lagerleiter Friedrich Ebsen, sein Stellvertreter Carl Truschel, die Aufseher Johann Heitz und Arthur Große wurden am 2. Mai 1947 in Hameln hingerichtet. Die Todesstrafe von Prof. Wittig wurde in eine 20-jährige Haftstrafe umgewandelt, die Begnadigung erfolgte im Mai 1955. Ein Angeklagter erhielt 10 Jahre, ein weiterer zwei Jahre und zwei Angeklagte wurden freigesprochen.
„In Großbritannien“, so Russel Kent, „sind diese Prozesse kaum aufgearbeitet. Dazu plane ich die Herausgabe eines Buches“. Um sich ein Bild vor Ort zu machen, wandte er sich an Diethelm Krause-Hotopp, der ihn über die Gedenkstätte führte. „Ich hätte nicht gedacht, dass das ehemalige KZ so groß war“, fasste er seine Eindrücke zusammen.
Foto (Diethelm Krause-Hotopp): Russel Kent aus Großbritannien am Gedenkstein für das ehemalige KZ Schandelah-Wohld.