Pressemeldung

Wolfenbüttel. Das Klinikum Wolfenbüttel ist seit kurzem neue Partnerklinik vom Netzwerk ProBeweis. Einwilligungsfähige Betroffene von häuslicher oder sexueller Gewalt können nun direkt in der Notaufnahme des Krankenhauses Hilfe suchen und unabhängig von einer Anzeige bei der Polizei Beweise sichern lassen. Dies teilt das Klinikum in einer Pressemitteilung mit.

Jede dritte Frau in Deutschland erlebt mindestens einmal im Leben körperliche und/oder sexualisierte Gewalt – oftmals im häuslichen Umfeld. Vielen Betroffenen fällt es sehr schwer, sofort zur Polizei zu gehen und eine Anzeige zu erstatten. „Für ein mögliches späteres Gerichtsverfahren ist es jedoch sehr wichtig, zeitnah nach der Gewalterfahrung Befunde und Spuren fachkundig zu dokumentieren und zu sichern“, erklärt Sarah Stockhausen, Fachärztin für Rechtsmedizin beim Netzwerk ProBeweis. Dies ist nun Dank der Zusammenarbeit mit dem Netzwerk auch im Städtischen Klinikum Wolfenbüttel möglich.

Im Rahmen von Workshops wurde das Team des Krankenhauses rechtsmedizinisch auch im Umgang mit speziellen Untersuchungskits geschult, um im Fall der Fälle die Spuren und Befunde gerichtsverwertbar sichern zu können – und das absolut vertraulich und für die Betroffenen kostenlos.

Die Untersuchungen werden nur so durchgeführt, wie es die Betroffenen wünschen. Eine Anzeige müsse jedoch nicht direkt gestellt werden, sondern könne auch noch Monate nach der Tat erfolgen. Aus diesem Grund werden die Asservate für mindestens drei Jahre in Hannover sicher gelagert. Die dazugehörigen Dokumente sogar 30 Jahre.

„Erst wenn sich die Betroffenen für eine Anzeige entscheiden und wir von unserer Schweigepflicht entbunden werden, werden der Polizei Befunde ausgehändigt und bei

Beauftragung ein prozessrelevantes Gutachten erstellt“, erläutert Stockhausen. Selbst wenn im Nachgang keine Anzeige erstattet werde, helfe es den Betroffenen etwas gegen ihre Hilflosigkeit zu tun und die Beweise gesichert zu wissen. Auf Wunsch werde auch der Kontakt zu Unterstützungsorganisationen hergestellt.

„Unsere Mitarbeitenden, insbesondere in der zentralen Aufnahme, werden regelmäßig mit den Folgen von Gewalt konfrontiert“, erklärt Axel Burghardt, Geschäftsführer des Städtischen Klinikums. Die Kooperation mit dem Netzwerk ProBeweis sei daher ein wichtiger Schritt, sowohl für die Opfer als auch für das Team des Krankenhauses.

 

Über das Netzwerk ProBeweis

 Das 2012 gegründete und vom Institut für Rechtsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover koordinierte Netzwerk wird vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung gefördert. Ab 01.01.2024 ist die Netzwerk ProBeweis- Untersuchung eine abrechenbare Kassenleistung. Ziel ist es, Betroffenen von häuslicher oder sexueller Gewalt zu helfen, indem es ihnen mit einer vorfallsnahen, vertraulichen Spurensicherung Zeit verschafft.

 

Bildunterschrift:

Sarah Stockhausen (Netzwerk ProBeweis) referierte im Rahmen eines Workshops an dem auch Oberärztin Dr. Anika Lena Bröker und Chefarzt Matthias Buhles (beide Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe) teilnahmen. Foto: Städtisches Klinikum Wolfenbüttel