Im Rahmen von Erdarbeiten, die im Zusammenhang mit der Sanierung der Fußgängerzone stehen, wurde am 10. Juli ein Brunnenschacht in der Langen Herzogstraße entdeckt, der anhand der Einbauten und der nun zerstörten Sicherung nach zu urteilen, bis in das letzte Jahrhundert im Gebrauch war.

Das Gebäude in der Langen Herzogstraße 2 wird auf die 2. Hälfte des 17. Jh. (ca. 1670) datiert. Es wird seit jeher als Hinterhaus zur Kanzleistraße 19 beschrieben. 1679 ist in den Akten folgendes vermerkt: Johann Langelüddeken Erben Hinterhaus oder Brauhaus (mit 11 Fache). Die Kanzleistraße 19 ist gemäß Inschrift im Sturzbalken zur Kellertür auf 1661 datiert.  Ursprünglich verlief zwischen den beiden Häuser ein offener Wassergraben im Hof, der im 18. Jahrhundert zugeschüttet wurde.

Der Standort des Brunnens vor dem mittig gelegenen Eingang zum Gebäude lässt vermuten, dass der Brunnen an die „gedachte“ Baulinie gesetzt wurde und damit vermutlich vor Errichtung des 3-geschossigen Fachwerkgebäudes in der Langen Herzogstraße 2 entstanden ist. Unter Herzog Julius (1568-90) wurde die Lange Herzogstraße bereits konzipiert und begonnen, deren Vollendung dann unter Herzog Heinrich-Julius zu datieren ist. 1590 gab es den Befehl eine Verbindung zwischen der Dammfestung (Schlossplatz) zur Bastion Philippsberg (beim Ziegenmarkt) zu schaffen. Die südliche Häuserzeile bis zur Okerstraße, zu der auch das Gebäude Lange Herzogstraße 2 zu rechnen ist, bestand aus stattlichen Hintergebäuden der nördlichen Häuserzeile in der Kanzleistraße.

Der Brunnen besteht aus einem gemauerten Schacht aus Naturwerkstein (Elmkalk) der mit ca. 16 cm starken Sandsteinplatten abgedeckt war. Deren mittige Öffnung war wiederum mit einer Metallplatte verschlossen.

Der Brunnen war lange in Benutzung und wurde vermutlich im letzten Jahrhundert mit Hilfe von Natursteinplatten aus Sandstein versiegelt. Er war mutmaßlich Teil eines frühneuzeitlichen Wasserleitsystems und deckte wahrscheinlich den erhöhten Wasserbedarf der dort vorhandenen Brauerei ab. Im oberen Bereich lassen sich Störungen im Naturstein u. a. durch Ziegelsteine gut ablesen. Auch ein alter Einstieg lässt sich anhand von alten Eisenankern im Mauerwerk noch erahnen.

Nach Rücksprache mit dem Bezirksarchäologen Tobias Uhlig vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege stellt der Brunnen ein Bodendenkmal dar. Entsprechend wird die räumliche Lage des Brunnenschachtes eingemessen und der Zustand fotografisch dokumentiert. Ziel ist, das Bodendenkmal an Ort und Stelle zu erhalten. Wie es endgültig weitergeht mit dem Fund ist noch die abschließend entschieden. In Betracht kommt eine geplante Verfüllung und Verschließung, zur Sicherung des Denkmals. Die weiteren Bauarbeiten können auf dem angezeigten Niveau durchgeführt werden, so dass aktuell keine weiteren denkmalpflegerischen Maßnahmen nötig sind. Der Bodenfund wird in das Verzeichnis des Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege aufgenommen.

Bildunterschriften: Bild 1 und 2 zeigen den Brunnen, Fotos: Stadt Wolfenbütte