WitzLicht: Weddel und die Übergangslösung

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Eine Kolumne von Hans Witzkewitz:

Das kann nur Weddel: Zwischen Containern für Altglas, Altpapier und Altkleider einen Jugendplatz einrichten – einmal jung als Gegengewicht zu dreimal alt?

Zur offiziellen Eröffnung am 14. Juno waren Jung und Alt (wer sonst?) geladen, der Platz war liebevoll mit Wimpelketten und Luftballons geschmückt, Bierzeltgarnituren und ein Grill waren aufgebaut, mitgebrachte Köstlichkeiten wurden zum Verzehr angeboten, alles gratis, Spende erbeten. Die bereits seit längerem vorhandene Tischtennisplatte und der Basketballkorb wurden ausgiebig bespielt, auch andere Sportgeräte fanden ihre Benutzer.

Als ich mich beim Eröffnungsredner nach dem Namen erkundigte, druckste dieser herum, dass er am liebsten gar nicht genannt werden möchte und ob ich nicht einfach schreiben könne, dass die Eröffnungsrede von JUWE23 gehalten wurde? Richtig, JU stehe für Jugend, WE für Weddel und 23 für das Gründungsjahr 2023.

Herr JUWE23 bei der Eröffnungsrede

Klar kann ich das schreiben. Ein Herr JUWE23 eröffnete also gegen 16 Uhr die Veranstaltung und übergab dann an Ortsbürgermeister Harald Koch, den ich an dieser Stelle hoffentlich namentlich nennen darf. Dieser ließ es sich nicht nehmen, ebenfalls ein paar Worte an die Anwesenden zu richten, bevor er das Band im Eingangsbereich zerschnitt, das eh überflüssig geworden war, weil alle untendrunter durchgekrabbelt waren, um auf den Platz zu gelangen.

Warum es denn ausgerechnet dieser doch etwas seltsame Ort zwischen den Mülltonnen hatte sein müssen, an dem sich die Jugend austoben dürfe, stellte ich als Frage in den Raum und Herr JUWE23 hatte sofort eine Antwort parat: Ist doch hier besser als an der Bushaltestelle.

Die Antwort von Harald Koch fiel etwas ausführlicher aus. Es sei geplant, den Jugendplatz nächstes oder übernächstes Jahr auf der neuen Festwiese zu integrieren.

Aha, stellte ich fest, dann sei das hier wohl eher ein Provisorium, dem wurde aber sofort widersprochen: Nein, es handele sich um eine Übergangslösung.

Okay, aber warum muss diese ausgerechnet „Maple Court“ heißen, hätte es „Ahornhof“ nicht auch getan? Der Name sei bitte nicht zu hinterfragen, teilte eine Frau JUWE23 mit, der Platz sei für die Jugendlichen und die lieben doch schließlich das Englische.

Sofort erkundigte ich mich bei einer Jungs-Gruppe, ob mir denn jemand sagen könne, was „Maple Court“ bedeute. Die schauten mich an wie einen Alien, verstummen schockiert und wendeten sich ab. Bei den Mädels hatte ich mehr Glück, eine von ihnen meinte, es könnte Ahornhaus heißen. Naja, immerhin war sie auf der richtigen Spur.

Als nächstes sollte ein Weltrekordversuch im Rundlaufen stattfinden. Dabei käme es gar nicht darauf an, dass sich der Tischtennisball immer in der Luft befinde, er dürfe auch mal auf den Boden fallen. Hauptsache die Schläger werden nach hinten weitergegeben und die Schlange für den Rundlauf müsse lang genug sein.

Irgendwann stellte Herr JUWE23 fest, dass nun wohl der Weltrekord erreicht sein müsse und völlig unspektakulär ging man wieder zur Tagesordnung über. Weltrekorde werden in Weddel ohne großen Jubel aufgestellt, das macht man hier mehr nebenbei.

Weltrekord!

Das eigentlich Schöne an dem Tag (außer dem Wetter): Die Jugendlichen (ach nein, es muss doch Kids heißen, schließlich lieben sie ja das Englische) nehmen das Angebot an, toben ausgelassen herum oder spielen Tischtennis und Korbwerfen mit einer nur ihnen eigenen Ernsthaftigkeit. Da macht allein das Zuschauen schon Spaß.

Ob nun die Ahornallee ihren Namen behalten darf oder demnächst in „Maple Avenue“ umbenannt wird? Der Pächter des Dorfgemeinschaftshauses bestreitet, dass er die Ahornschänke ab sofort „Maple Pub“ nennen will.

Wir dürfen gespannt sein, was Weddel in den nächsten Monaten und Jahren noch alles für Initiativen hervorbringen wird.

Einen schönen Sommer wünscht

Witz Witzkewitz.