SPD und Grüne verschärfen die Vergabekriterien für Bauplätze
Den Traum vom eigenen Heim zu realisieren ist kein preiswertes Unterfangen, denn seit Jahren wird Bauen stetig teurer. Zwischen 2010 und 2021 stieg der Baupreisindex des Statistischen Bundesamts, der die reinen Kosten für den Bau von „individuell geplanten Ein- und Mehrfamilienhäusern“ abbildet, um rund 40 Prozent. Die Inflationsrate stieg im selben Zeitraum um fast 20 Prozent. Dazu kamen gestiegene Energiepreise und etliche gesetzliche Vorgaben, zum Beispiel in jüngster Vergangenheit die Heizungsgesetzgebung, die die Rahmenbedingungen für bauwillige Bürgerinnen und Bürger nicht vereinfachen. So mancher musste da feststellen, dass sein Eigenheim vorerst wohl ein unerfüllter Traum bleiben wird.
In Cremlingen drohen die Baukosten jetzt darüber hinaus weiter zu steigen, da die SPD/Grüne-Gruppe im Gemeinderat die Vergabekriterien für den Verkauf von Bauplätzen mit ihrer Mehrheit noch einmal erheblich verschärft hat. Zudem soll der Kreis der möglichen Bewerberinnen und Bewerber, die in der Gemeinde auf ein Grundstück hoffen dürfen, von vornherein eingeschränkt werden.
Die Anpassungen drehen sich dabei in erster Linie um die weitere Erhöhung des über den gesetzlichen Rahmen hinausgehenden energetischen Standards (KFW 55, auch KFW 40). Zusätzlich sollen Bauwillige sich von vornherein zu nachhaltigem Bauen und zu Bauen mit Recyclingmaterialien verpflichten, um an ein Baugrundstück zu gelangen. Die Gruppe um SPD und Grüne argumentiert, dass die Verschärfung der Vergabekriterien notwendig sei, um ökologische Standards zu verbessern. Ziel sei es, nachhaltiges Bauen stark zu fördern.
In der CDU stößt diese Initiative nicht auf Gegenliebe und wird eher als kontraproduktiv für die Menschen gesehen, die in der Gemeinde ihr Zuhause finden wollen. Vorgaben, die über den gesetzlichen Rahmen hinausgehen und das Einfamilienhaus am Ende unerschwinglich machen, sind da der falsche Ansatz.
„Schon in unserem Wahlprogramm für diese Wahlperiode steht es ganz klar: Wir wollen für die jüngere, in der Gemeinde aufgewachsene Generation Wohnangebote machen, um ihnen weiterhin das Wohnen mit ihren Familien in den jeweiligen Ortschaften zu ermöglichen“, so der Gruppenvorsitzende Tobias Breske. „Doch am Ende muss man auch die finanziellen Mittel dafür aufbringen können, um den Traum vom Eigenheim wahr machen zu können.“
Gleiches gilt für ältere Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde, die sich räumlich verkleinern möchten und dabei weiterhin in ihrem vertrauten Umfeld, ihrer Ortschaft, ihrer Gemeinde leben wollen.
Michael Schwarze, Vorsitzender des Bauausschusses in der Gemeinde, ergänzt. „Die steigenden Baukosten infolge der verschärften Energievorgaben haben aus meiner Sicht weitreichende Folgen. Bezahlbarer Wohnraum wird zur Mangelware, insbesondere für junge Familien und Menschen mit geringem Einkommen. Hier wird versucht, eine bestimmte Ideologie in den Vordergrund zu stellen, um die eigenen politischen Ziele voranzubringen. Nachvollziehbar, aber für die Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt in Cremlingen suchen oder behalten möchten, eine Katastrophe.“
Erstmals sollen die neuen Kriterien auf das Baugebiet in Schulenrode “Vor dem Dorfe“ Anwendung finden, wo derzeit die Erschließungsmaßnahmen stattfinden.
„Ich bezweifle, dass diese Vergabebeschränkungen, die über den gesetzlichen Rahmen hinausgehen, einer juristischen Prüfung standhalten, außerdem könnten sie gegen den grundgesetzlich verbrieften Gleichheitsgrundsatz verstoßen“, so Vorsitzender Tobias Breske abschließend dazu.
Text: Anke Ilgner
Foto: DIE MITTE