Wie die Nazis in Königslutter 1933 an die Macht kamen

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Pressemeldung

Königslutter. In der Buchhandlung Kolbe in Königslutter am Marktplatz las Dr. Diethelm Krause-Hotopp aus seinem kürzlich erschienen Buch „Von Hindenburg bis zur Bücherverbrennung“ vor. Der Autor spannte den geschichtlichen Bogen von der Wahl Hindenburgs 1925 bis zu den beiden Bücherverbrennungen in Königslutter im Frühjahr 1933. Dabei stützte er sich überwiegend auf das „Amtsblatt für Königslutter und Umgebung“.

Eindrucksvoll wurde der Alltag der verschiedenen Vereine und Parteien in der Weimarer Republik geschildert. Einer starken Arbeiterbewegung stand eine bürgerliche Stadtgesellschaft gegenüber, in die der „Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten“ seine antidemokratische Haltung einfließen ließ.

Die NSDAP, so berichtete Krause-Hotopp, konnte in Königslutter erst spät Fuß fassen – bei der Reichstagswahl 1928 bekam sie in Königslutter nur 42 Stimmen. 1930 gelang es ihr mit neun Mitgliedern eine Ortsgruppe zu gründen und am 3. November 1932 eröffnete sie in der Westernstraße eine Geschäftsstelle.

Nach der Wahl Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 feierten NSDAP und Stahlhelm gemeinsam eine große Kundgebung auf dem Marktplatz. Nach der Ernennung von SA-, SS- und Stahlhelmmitgliedern zu Hilfspolizisten gehen diese auch in Königslutter brutal gegen Andersdenkende vor. Aufgrund von Verhaftungen und Misshandlungen legten SPD-Stadtverordnete unter diesem Druckihre Mandate nieder. Nur durch erzwungenen Rücktritt kann Bürgermeister Meyer dem Tode entgehen.

Ausführlich berichtete der Autor dann über die neu entdeckten beiden Bücherverbrennungen in Königslutter. Auf dem Marktplatz am 21. März 1933 (dem sogenannten Tag von Potsdam) und im Rahmen eines Hitlerjugendtages am 14. Mai 1933 verbrannten in den Feuern nicht nur Bücher unliebsamer Autoren (u.a. Bücher von Erich Kästner), sondern auch Fahnen und Materialien demokratischer Organisationen.

Mit den Worten des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker »Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren«, schloss der Autor seine historische Lesung und machte damit auch auf die Gefahr aufmerksam, die für unsere Demokratie von der AfD ausgehe.

Sarina Nilsson, Inhaberin der Buchhandlung Kolbe, bedankte sich bei den zahlreichen ZuhörerInnen und wies darauf hin, dass das vorgelegte Buch eine wichtige Lücke in der Regionalforschung schließt. Es kann für 12,50 EUR in ihrer Buchhandlung erworben werden.

Foto (privat): Dr. Diethelm Krause-Hotopp las in Sarinas Bücher- und Spieleparadies/Königslutter, geführt von Sarina Nilsson, aus seinem neuen Buch vor.