Schöppenstedter DRK-Initiative verbessert Notfallversorgung im ganzen Landkreis. Interessante Vorführung in der Rettungswache macht die Vorteile deutlich.

Schöppenstedt. Es war der Höhepunkt einer breit angelegten Spendensammlung. Als jetzt Ruth Naumann und ihr DRK-Ortsverein Schöppenstedt in die dortige Rettungswache einluden, stand eine seltene Präsentation auf dem Programm: Spendern und Mitgliedern wurde erstmals der Corpuls CPR vorgeführt – ein Gerät, das künftig Leben retten soll. Dabei handelt es sich um die neueste Version eines Thorax-Kompressionsgeräts, das die Fachleute gleich mehrfach begeistert: Durch die Röntgentransparenz der Boards ist es optimal für den Einsatz bis in das Herzkatheterlabor geeignet. Durch seine Ein-Arm-Konstruktion erlaubt es ungehinderten Zugang zum Thorax bei laufender Reanimation. Und es ist als einziges Gerät im Markt auch für Kinder ab acht Jahren zugelassen.

Das Gerät wird im Notarzt-Einsatzfahrzeug mitgeführt werden und erleichtert die Herzdruckmassage zur Wiederbelebung: Was bis jetzt manuell durchgeführt werden musste, nicht selten bis zur Erschöpfung der Retter, schafft jetzt der Corpuls-Arm ohne Ermüdungserscheinungen. „Ich begrüße diese Anschaffung ausdrücklich“, betonte Daniel Schulte, Geschäftsführer des DRK-Rettungsdienstes. Erstens gehe es um die Sicherheit des Personals, das nun nicht mehr im fahrenden Rettungswagen stehen müsse, um Patienten wiederzubeleben. „Zweitens erfüllen wir jetzt leichter die Anforderung nach fünf Zentimeter Drucktiefe – bisher mussten die Helfer dafür ständig ausgewechselt werden.“

Diese Anschaffung hatten vornehmlich Ruth Naumann und ihre Mitstreiter vorangetrieben. „Wir haben unseren Rettungsdienst dabei gern unterstützt, weil wir hoffen, damit die Versorgung der Menschen im gesamten Landkreis zu verbessern“, betonte die Vorsitzende des Ortsvereins. Sie dankte Sponsoren und jenen Helfern, die den Corpuls jetzt an einem Dummy vorführten. „Und wir wünschen ihnen viel Erfolg dabei, Menschen zu retten und somit vor allem Folgeschäden zu vermeiden.“

In diesen Dank stimmte auch Björn Försterling mit ein. Der Vorsitzende des DRK-Präsidiums erinnerte an die bisherige Praxis, nach der ein ähnliches Gerät bislang nur in der Intensivstation des Klinikums zur Verfügung steht. „Auf Anfrage wurde es dann zu einem Einsatzort gebracht.“ Das war zeitraubend und aufwändig. „Durch unsere Neuanschaffung haben wir die Notfallversorgung im Landkreis Wolfenbüttel nun deutlich verbessert.“

Denn der neue Corpuls ist auf dem Fahrzeug des DRK-Notarztes untergebracht – dadurch ist er bei jedem entsprechenden Einsatz sofort zur Stelle. „Nach der finalen Einweisung unserer Mitarbeitenden geht er in Betrieb“, erzählte Patrick Kestner. Er moderierte die Vorführung als Praxisanleiter und Mitarbeiter des Rettungsdienstes. „Es wird sich bewähren, dass das Gerät mit dem Notarzt innerhalb weniger Minuten vor Ort ist. Und auch seine Fähigkeiten haben uns beeindruckt.“

Bei der Vorführung wurde deutlich, wie anstrengend die Wiederbelebung bislang für das Rettungsdienstfachpersonal ist. Alle zwei Minuten müssen sie sich bei der Herzdruckmassage abwechseln, bei der ihnen ein Metronom die richtige Schlagzahl (etwa 100 pro Minute) vorgibt. Nachdem der Notarzt mit dem Corpuls eintraf, geschah diese Arbeit automatisch. Außerdem konnten sich die Sanitäter auf weitere Aufgaben konzentrieren, zum Beispiel auf den Einsatz des Defibrillators oder den Transport ins Krankenhaus.

„Stark ist auch, dass der Corpuls seine Arbeit auf die Daten aus dem EKG abstimmt und ständig neu kallibriert“, erklärte Kestner. „Der Apparat weiß, was er macht.“ Zudem ist er so leicht und handlich, dass er sich gemeinsam mit dem Patienten ins Fahrzeug heben lässt. Und seine Ausdauer ist mit denen der Helfer nicht zu vergleichen. „Es kann vorkommen, dass wir 60 bis 90 Minuten Herzmassage leisten müssen – für den Corpuls kein Problem.“

Am Ende gab es lauten Applaus für die Vorführungen der Notfall- und Rettungssanitäter und des Corpuls – aber auch für die Initiative des DRK-Ortsvereins Schöppenstedt. Denn nun hat der Landkreis neben der Intensivstation und dem Rettungshubschrauber noch einen dritten Corpuls-Arm zur Verfügung.

Motive:

Die Spender:

Eine Anschaffung wie den Corpuls (18.000 Euro) konnte der DRK-Kreisverband nicht ohne Unterstützung stemmen. Doch da rückten Ortsvereine, Wirtschaft und weitere Menschen zusammen: „Die Volksbank aus Wolfenbüttel sagte aus den Gewinnsparmitteln sofort und unbürokratisch 4000 Euro zu. Christoph Albrecht vom REWE-Markt in Schöppenstedt hat uns ermöglicht, Getränkebons in einer dort aufgestellten Box zu sammeln und hat zugesagt, den Betrag dann später noch aufzurunden“, erzählte Ruth Naumann, die als Triebfeder hinter der Sammlung steckte.

„Gesammelt wurde auch Geld auf dem Bauernmarkt in Groß Vahlberg und bei Veranstaltungen unseres Ortsvereins, in der Bäckerei Garbe und in der Fleischerei Römmling“, listete Ruth Naumann weiter auf. Der DRK-Ortsverein Halchter beteiligte sich mit 2000 Euro, und der DRK-Ortsverein Dahlum mit 200 Euro. Björn Dröge von der Öffentliche Versicherung in Schöppenstedt war mit 300 Euro, der Verein Ackerfezt aus Schöppenstedt mit 250 Euro dabei. „Erfreulicherweise wird sich auch der Sozialverband Schöppenstedt noch mit 100 Euro beteiligen.“

Mehr als 1000 Euro kamen bei einer privaten Aktion zusammen: Die Gäste der Geburtstagsparty des Vorsitzenden des DRK-Präsidiums Björn Försterling (jetzt 41) warfen großzügig Geld in den Topf. „Wir sind allen Spendern für die Unterstützung bei der Anschaffung der Reanimationshilfe sehr dankbar“, unterstrich Ruth Naumann.

Fotos:  alle Fotos: Regio-Press

Titelfoto Sie gestalteten die Übergabe des Corpuls-Arms in der Rettungswache Schöppenstedt (von links): OV-Vorstand, das