Ehemaliger Landesbischof am 28. November in Wolfenbüttel verstorben
Wolfenbüttel/Braunschweig. Der ehemalige braunschweigische Landesbischof Dr. h.c. Christian Krause ist am 28. November im Alter von 84 Jahren in Wolfenbüttel verstorben. Er war von 1994 bis 2002 Bischof der Landeskirche. Gleichzeitig hatte er zahlreiche weitere Ämter inne. So war Krause von 1997 bis 2003 auch Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB) sowie bis 2005 Aufsichtsratsvorsitzender des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED).
Landesbischof Dr. Christoph Meyns würdigte das ökumenische Engagement des Verstorbenen: „Christian Krause hat der Kirche ihren weltweiten Horizont geöffnet.“ Außerdem habe er sich zu seiner Zeit als Landesbischof bereits vorausschauend für Reformen des kirchlichen Lebens im Braunschweiger Land eingesetzt.
Als LWB-Präsident unterzeichnete Christian Krause unter anderem am Reformationstag 1999 in Augsburg die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GE) zwischen der römisch-katholischen Kirche und dem LWB. Mit der GE erzielten Katholiken und Lutheraner einen Konsens in Grundwahrheiten des christlichen Glaubens. Das Dokument diente außerdem weiteren Kirchen, um ihre Verbundenheit mit anderen Konfessionen zu vertiefen.
In der Landeskirche Braunschweig sorgte Krause für die Besetzung kirchenleitender Ämter mit Frauen und führte die erste Pröpstin im Braunschweiger Land in ihr Amt ein. Durch Bischofstage in den Propsteien sowie Begegnungen mit Persönlichkeiten aus Kirche und öffentlichem Leben wurde er für viele Menschen ein wichtiger Gesprächspartner.
Als Landesbischof schloss er für seine Kirche neue Partnerschaften mit der Evangelisch-lutherischen Kirche in Namibia, der lutherischen Kirche in Tschechien sowie der anglikanischen Diözese Blackburn in England. Nicht zuletzt bereitete er in Publikationen zu Strukturveränderungen und als erfahrener Manager den Boden für Reformen in der Kirche.
Vor seiner Zeit in Braunschweig war Krause von 1985 bis 1994 Generalsekretär des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT). Davor wirkte er als Oberkirchenrat bei der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) sowie in der Leitung des Flüchtlingsdienstes des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Dar-es-Salaam (Tansania).
Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen gehört der „Orden der Gefährten von Oliver R. Tambo“ (2009), die höchste Ehrung, die Ausländer von der Republik Südafrika erhalten können. Im Jahr 2000 zeichnete ihn Bundespräsident Johannes Rau mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern aus. 2006 ehrte ihn die katholische Fokolar-Bewegung in Aachen mit dem Klaus-Hemmerle-Preis für sein ökumenisches Engagement.
In der Fokokolar-Bewegung, die sich um die Einheit der Kirche bemüht, hat Krause bis zuletzt in leitenden Funktionen gewirkt. Als lutherischer Bischof wurde er für Papst Franziskus ein wichtiger Gesprächspartner im Vatikan.
Ein Buch von Dieter Rammler, ehemals Direktor des Theologischen Zentrums Braunschweig, beschreibt Krauses Leben an den Brennpunkten der Geschichte in Afrika, Mittelamerika und Europa (Weite Wagen. Eine Biografie, Verlag Neue Stadt, München 2023, 344 Seiten). Das Buch zeigt, wie Menschen Christian Krause auf dem kirchlichen wie politischen Feld als Dolmetscher und Diplomat erlebt haben. Politisches Handeln aus christlicher Verantwortung war seine Maxime bis zuletzt.
Schon von Krankheit gezeichnet, machte er sich noch Gedanken um den Zustand unserer Gesellschaft. In einem letzten Interview vor seinem Tod mit dem Magazin „Evangelische Perspektiven“ sagte er: „Im Kirchentag habe ich, ökumenisch mit anderen Christen verbunden, ein herausragendes zivilgesellschaftliches Engagement erlebt, das wir wieder dringend brauchen: für den Frieden und gegen den Krieg, gegen Rassismus und für Menschenwürde, gerade auch der Flüchtlinge, gegen Diskriminierung und für Gleichberechtigung. Foto: Jens Schulze