Stolperstein für Opfer des KZ Schandelah in Hamburg verlegt

648

An der öffentlichen Übergabe eines Stolpersteins am 3. Dezember 2024 für Filippo Faustinelli vor dem Billhorner Deich 76 in Hamburg-Rothenburgsort nahmen 35 Personen teil. Unter den Anwesenden waren unter anderem Carola Veit, Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, und Julia Brinkmann, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bezirk Hamburg-Mitte.

Zu den Rednerinnen und Rednern gehörten Michael Pollmann, ehemaliger Staatsrat der Umweltbehörde, Dott. Rössner, italienischer Honorarkonsul in Hamburg, Maike Weth, Leiterin der Gedenkstätte Salzgitter, Diethelm Krause-Hotopp, Bürgermeister von Destedt (bei Schandelah), Erika Albers von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sowie Tom Andrasch von der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm. Aus Latina war Valeria Campagna, Abgeordnete des Kommunalparlaments, zugeschaltet.

Der 3. Dezember 2024 wurde bewusst als Datum gewählt, da Filippo Faustinelli genau 80 Jahre zuvor im KZ-Außenlager Schandelah ums Leben kam.

In den Redebeiträgen wurde die historische Verantwortung betont, die Opfer des Nationalsozialismus und die Verbrechen des NS-Regimes nicht zu vergessen. Der italienische Konsul, Maike Weth, Diethelm Krause-Hotopp und Tom Andrasch hoben in ihren Ansprachen hervor, wie lückenhaft unser Wissen über die Opfer in den Außenlagern weiterhin ist. Zwar sind die Namen, Geburts- und Todesdaten sowie einige Eckdaten bekannt, doch das Wissen bleibt unvollständig – sei es über Filippo Faustinelli oder andere Opfer in Schandelah und im KZ Neuengamme. Besonders erschreckend ist, dass der Grund für Faustinellis Verhaftung und Überstellung ins KZ Neuengamme im Juni 1944 bis heute nicht bekannt ist.

Faustinelli kam 1941 als Arbeitsmigrant aus Italien nach Hamburg. Nach dem 8. September 1943 wurde er in einem von der Wehrmacht bewachten Lager in Hamburg-St. Pauli interniert und zur Zwangsarbeit gezwungen. Holger Artus von der „Projektgruppe italienische Militärinternierte Hamburg“, die zur Gedenkveranstaltung eingeladen hatte, betonte die Bedeutung des Austauschs zwischen Zivilgesellschaft und den institutionellen Trägern der Erinnerungsarbeit, um deren Potenziale besser auszuschöpfen.

Ein wichtiger Punkt der Veranstaltung war die Rede von Valeria Campagna. Sie sprach sich dafür aus, auch in Faustinellis italienischem Heimatort an sein Leben zu erinnern. Während im Vorfeld Beziehungen zwischen der Projektgruppe und der Kommune Latina bestanden, gab es bisher keine direkte Zusammenarbeit mit der Kommunalpolitik. Der Impuls aus der Kundgebung führte nun zu ersten Sondierungsgesprächen.

Mit der Verlegung des Stolpersteins für Filippo Faustinelli schloss die „Projektgruppe italienische Militärinternierte Hamburg“ ihre Stolperstein-Aktivitäten ab. Im Jahr 2024 wurden insgesamt sechs Stolpersteine für diese Opfergruppe in Hamburg verlegt, die jeweils im Rahmen öffentlicher Kundgebungen übergeben wurden.

Foto: Diethelm Krause-Hotopp