Königslutter. Bei einem Gespräch mit jemandem, der Geburtstag hat, kommt man um eine Lebensbetrachtung nicht herum. Und so zieht auch Marco Möller, neuer Betriebsleiter bei Lavie grün in Königslutter, an seinem 48. Geburtstag eine Art Bilanz. „Die Zeit der Strenge ist vorbei“, sagt der gelernte Landschaftsgärtner, der auch staatlich geprüfter Techniker im Gartenbau ist.
Tatsächlich war er viele Jahre in Wolfsburg selbständig und hat Gärten umgestaltet. „Mit hohem Qualitätsanspruch“, betont er. Streng gegen sich selbst und gegenüber den Subunternehmern, wie er einräumt. „Die Kunden konnten sich auf mich verlassen.“ Der Chef war derart erfolgreich, dass sich sogar ein Qualitätslabel herumsprach: die M-Gärten. „Phasenweise habe ich ganze Straßenzüge abgearbeitet, weil immer der nächste Nachbar auch einen wollte.“
Und doch entschied er sich jetzt für die Teamarbeit und wechselte an die Spitze von Lavie grün. „In der Mitte des Lebens stellt man sich doch andere Fragen“, erklärt der ehemalige Einzelkämpfer. „Fünfmal alleine ist einsam“, sagt er heute. „Das Zwischenmenschliche blieb durch die Strenge auf der Strecke.“ Künftig verantwortet er den Einsatz von fünf Grün-Kräften, eine weitere Vorarbeiterin stößt in Kürze hinzu.
„Ich durfte hier schon eine Menge lernen“, blickt er auf die ersten Monate. Mitarbeiterführung ist ein sensibles Thema, zumal es sich bei Lavie grün – angedockt an die Lavie Reha gGmbH – um einen Inklusionsbetrieb handelt. „Ein großer Teil der Kolleginnen und Kollegen hat körperliche und seelische Besonderheiten. Wir müssen hier andere Belastungsgrenzen einhalten als Betriebe der freien Wirtschaft.“ Bei Lavie stehe der Mensch im Vordergrund. „Mittlerweile bin ich sehr dankbar für diese neue Sicht.“
Gleichwohl möchte er das Team für neue Strukturen begeistern und sprüht seinerseits vor neuen Ideen. So sieht er seiner neuen Farbenlehre zufolge hinter dem Grün eine Reihe anderer Töne: „Die allgemeine Gartenpflege möchte ich als Salbei bezeichnen.“ Die Farbe Gelb komme durch den Plan ins Spiel, einer alten Streuobstwiese neues Leben einzuhauchen und dort mit Bienen Honig zu produzieren. Braun könnte man den Kräuter-Anbau nennen. Und künftig: Die Herstellung von Tees, Kräuterkissen, Holzboxen, Naturbänken, Pflanzkübeln – da spielen dann auch andere Lavie-Werkstätten wie Tischlerei und Kreativwerkstatt hinein. „Diesen Bereich nenne ich den bunten.“
Doch das ist Zukunftsmusik. Zunächst gilt es, die fast 90 Lavie grün-Kunden regelmäßig zufrieden zu stellen. „Im Sommer haben wir viele Privatgärten und öffentliche Aufträge. Im Winter geht es in erster Linie um sensible Landschaftsflächen und schützenswerte Biotope, zum Beispiel im Auftrag der öffentlichen Hand oder des NABU.“ Auch auf diesen Gebieten weiß man Qualität zu schätzen, berichtet Marco Möller. „Als wir kürzlich den Friedhof Neindorf bearbeitet haben, kam ein tolles Feedback: Die Anlage sei noch nie so schön gewesen, das sprach sich im Ort herum.“ Sein Team allerdings müsse erst noch lernen, mit Lob umzugehen. „Ich habe da ein eher inneres Strahlen wahrgenommen.“
Das dürfte künftig intensiver werden. Denn der neue Leiter plant eine engere Verzahnung mit den therapeutischen Ansätzen der Lavie Reha. „Wir haben Platz genug für ein Gewächshaus, für Kürbisse und sogar für Hühner.“ Das alles sei gut für das innere Wohlbefinden, hat der Gärtner recherchiert: „Düfte und Tiere öffnen die Seele.“