Lavie Reha hatte erstmals Förderschulen zur Berufsmesse nach Königslutter eingeladen. 38 externe Gäste kamen – und 80 interne sowieso.
Königslutter. Die dritte Veranstaltung, und doch wieder Neues ausprobiert: Bei der Lavie Reha in Königslutter stand jetzt wieder die Berufsmesse „Walk’n’Talk“ auf dem Programm, und erstmals hatte das Team von Organisator Thomas Grove auch externe Gäste eingeladen. Unter dem Motto ,Übergang Schule-Beruf‘ ließen sich 38 Schülerinnen und Schüler über die Möglichkeiten der Lavie Reha informieren.
„Wir haben die Wichernschule Helmstedt, die Rudolf-Dießel-Schule Königslutter und die Eichendorffschule Schöningen angeschrieben“, sagte Thomas Grove, der den Fachbereich Berufliche Inklusion leitet. Die Lavie beschäftigt sich mit psychisch belasteten jungen Menschen und hat rund 160 Teilnehmende. „80 von ihnen ließen sich ebenfalls bei der Berufsmesse über die nächsten Schritte informieren.“
Die Idee der Aktion erfreute sich schon in den vergangenen Jahren großer Beliebtheit: Auszubildende stellen ihre einzelnen Berufsbilder an Messeständen vor oder präsentieren sie anhand von Übungsszenarien in Showrooms. Lehrkräfte informieren über Zugangsvoraussetzungen, mögliche Berufsabschlüsse und begleitende Lerninhalte. Grove freute sich vor allem über die große Resonanz: „Die Förderschulen sind angesprungen, das ist ein erster Erfolg.“
Denn über Jahrzehnte hatte sich eine Art Automatismus gebildet, der Jugendlichen aus Förderschulen direkt in die Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) führte. Inklusionsbedingt kommen sie angesichts der zu erfüllenden Schulpflicht jetzt zum Teil über die Berufsschulen. „Inzwischen gibt es Alternativen und weitere Wege“, erklärte der Sozialpädagoge. Eignungsabklärung, Berufsvorbereitung, Praktika, andere Leistungsanbieter (aLA): „Natürlich entscheidet dabei auch das ganz persönliche Störungsbild, aber am Ende unserer Maßnahmen kann nicht selten eine Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt stehen.“
Bei der Berufsmesse ging es jetzt erstmal darum, Hemmschwellen abzubauen. In der Boulderhalle war ein Aktivierungsraum vorbereitet: Beim Darten, Tischtennis, Klettern einer Schaumkuss-Maschine und Popcorn überzeugten sich die Gäste davon, dass es locker zugeht bei Lavie. Dazwischen sahen sich die Gruppen in der Schmiede um, bei den Malern und Lackierern, im Metallbau und der Tischlerei, bei Hauswirtschaft/Küche sowie Gastronomie und Einzelhandel.
Lehrerin Ute Schaefer (Rudolf-Dießel-Schule) lobte das Lavie-Angebot. „Ich schaue hier zum ersten Mal hinter die Kulissen und glaube, dass unsere Teilnehmenden einiges mitnehmen werden.“ Der Auswärtstermin sei freiwillig gewesen, 15 Jugendliche kamen mit, „das werte ich mal als deutliches Interesse.“ Den Besuch hatte Ute Schaefer in ihrer Klasse vorbereitet, die Gruppe stellte eigens einen Fragenkatalog auf. „Und wir werden im Unterricht auch nachher nochmal darauf eingehen.“
Doch auch die Lavie-Azubis bereiteten den Besuch vor und hatten sich wieder viel Mühe gegeben, zum Beispiel Flipcharts liebevoll beschrieben und bebildert. Ob erstes oder drittes Lehrjahr: Alle beantworteten die Fragen der Schulgruppen souverän und mit spürbarer Überzeugung für ihre Ausbildung.
Diese Begeisterung ist nicht selbstverständlich. „Mit unserer Messe richten wir uns ja an wechselnde Zielgruppen“, erklärte Jasmin Blume vom Team Grove. Was vorbereitet werde, passe natürlich nicht für alle. „Mein Eindruck ist aber, dass sowohl die Gäste als auch die Auszubildenden in allen drei Jahren mit Begeisterung bei der Sache waren.“
Bei den Lavie-Schützlingen sei die Nervosität im Vorfeld immer groß. „Doch wenn sie dann da stehen und die Fragen kommen, dann sprechen sie doch ganz gern über ihren Lehrberuf.“ Am Ende des Tages sei sogar Euphorie zu spüren: „Das gibt ja schon einen Schub, wenn man sowas geschafft hat.“
Thomas Grove zog ebenfalls ein positives Fazit: „Wir lagen mit unserem Ansatz goldrichtig.“ Das Motto Übergang von Schule-Beruf sei hochaktuell. „Von den Lehrerinnen, die für uns ja ganz wichtige Multiplikatorinnen sind, habe ich schon schöne Rückmeldungen bekommen.“ Der Ablauf der Messe und die Präsentationen seien sehr gelobt worden. „Auch die Schüler und Schülerinnen hätten sich sehr wohl gefühlt – das ist natürlich schon mal ein ganz wichtiger Schritt.“ Sogar erste Praktika trafen offenbar den Geschmack der Gäste. „Das bestätigt uns in der Überzeugung: Lavie bietet eben doch attraktive Alternativen zu den Werkstätten.“
Stefan Jambor (Mitte) erläuterte die Ausbildung der Maler und Lackierer – hier zeigt er den „Kreativ-Flur“, auf dessen Wänden bunte Motive zum Beispiel in Kratzputz-Technik aufgebracht sind. Foto: Regio-Press