Pressemitteilung 19.11.2025
FINKA zieht Bilanz: Fünf Jahre gemeinsamer Einsatz für mehr
Biodiversität im Ackerbau
Braunschweig, 19. November 2025
Im Projekt FINKA (Förderung von Insekten im Ackerbau) erprobten mit finanzieller Förderung über das Bundesprogramm Biologische Vielfalt 30 konventionell wirtschaftende Betriebe in einem Tandem mit 30 Ökobetrieben den Verzicht auf Herbizide und Insektizide. Über fünf Jahre entwickelten landwirtschaftliche Praxis, Wissenschaft und ackerbauliche Beratung gemeinsam praxistaugliche Lösungsansätze zur Reduktion von chemischen Pflanzenschutzmitteln. Die Maßnahmen auf den Projektflächen wurden ökologisch und ökonomisch evaluiert. Das Vorhaben wurde gemeinsam vom Netzwerk Ackerbau Niedersachsen (NAN) e.V., der Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH (KÖN) und dem Landvolk Niedersachsen e.V. sowie Partnern aus der Wissenschaft umgesetzt.
Am vergangenen Montag trafen sich Landwirte und Fachleute der Region Braunschweig auf Burg Warberg im Landkreis Helmstedt, um die Ergebnisse des Projekts nach fünf Jahren Projektarbeit zu diskutieren. Volker Meier, Geschäftsführer des Niedersächsischen Landvolks Braunschweiger Land e.V., begrüßte die Teilnehmenden und hob die erfolgreiche Zusammenarbeit im niedersachsenweiten Verbundprojekt hervor.
Jana Tempel vom Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e.V. (NAN) gab einen Überblick über die Projektergebnisse: Insekten und Ackerbegleitpflanzen profitieren von der Bewirtschaftungsänderung. So ist im herbizidfreien Winterweizen das Blühangebot siebenmal höher als auf konventionellen Flächen. Auch die Vielfalt der Ackerbegleitarten nimmt zu. Dabei muss jedoch zwischen tolerierbaren Arten wie Ehrenpreis oder Acker-Vergissmeinnicht und problematischen Arten wie Ackerfuchsschwanz oder Windhalm differenziert werden. Ökonomisch fällt die Bilanz differenziert aus: Im Getreide ist mit rund 10 % Ertragsverlust zu rechnen, gleichzeitig sind die Kosten für mechanische Beikrautregulierung geringer als in der Herbizidstrategie. Wintergetreide gilt daher als geeignete Einstiegskultur. In Hackkulturen wie Mais sind im Mittel 8 % Ertragsverluste zu verzeichnen und die mechanische Regulierung ist kostenintensiver, da in der Regel mehrmaliges Striegeln und Hacken notwendig ist.
Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer des NAN, moderierte die anschließende Gesprächsrunde, in der FINKA-Betriebe der Region von ihren standortspezifischen Erfahrungen berichteten. Dabei wurde deutlich, dass neben der Integration mechanischer Geräte gerade die vorbeugenden Maßnahmen, wie eine ausgewogene Fruchtfolge, die Sortenwahl, eine sorgfältige Saatbettbereitung sowie ein angepasster Aussaatzeitpunkt von hoher Bedeutung für das Unkrautmanagement sind.
FINKA-Öko-Landwirt Carsten Behr betonte: „Ich baue grundsätzlich nur noch langstrohige Getreidesorten an, da diese ein besseres Beikrautunterdrückungsvermögen mitbringen.“
„In Zuckerrüben lohnt sich der Herbizidverzicht aufgrund der kostenintensiven Handhacke nicht. Da sind betriebswirtschaftliche große Verluste zu verzeichnen. Im Getreideanbau hingegen kann der Striegel eine sinnvolle Ergänzung darstellen – etwa zur Gräserregulierung“, ergänzte FINKA-Landwirt Ulrich Löhr.
Und FINKA-Landwirt Henning Ehrlers fasste zusammen: „Am einfachsten ist Herbizidverzicht in spät gedrilltem Winterweizen umzusetzen. Bezüglich der Hackfrüchte sind Grenzen gesetzt – technisch gesehen ist das beherrschbar, aber das ist aufwändiger. Wir müssen dann deutlich öfter auf den Acker, denn wir haben in der Regel mehr Überfahrten. Wir müssen den Acker genauer im Blick behalten – für das richtige Timing der Maßnahme und zur Erfolgskontrolle.“
Die finalen Ergebnisse werden auf der FINKA-Abschlussveranstaltung am 3. Dezember 2025 in Hannover vorgestellt und diskutiert. Weitere Informationen: www.finka-projekt.de
Das Projekt FINKA wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz mit Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz. Das Projekt läuft bis Ende 2025.
Verbundpartner im Projekt sind die Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH, das Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e.V., das Landvolk Niedersachsen e.V. sowie das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels und die Georg-August-Universität Göttingen.
Fotoquelle: S von Davier, NAN


