Es gibt wohl kaum einen Großkonzern in Deutschland, der so sehr vom chinesischen Markt abhängig ist wie Volkswagen. Und wenn Volkswagen hustet, bekommt unsere ganze Region eine Lungenentzündung. Von daher ist die Veranstaltung im Lindenhof in Braunschweig mit dem Thema „Ende der China-Illusion“, zu der die Europaabgeordnete Viola von Cramon eingeladen hat, für unsere Region brandaktuell. Die Autorin Dr. Janka Oertel, eine ausgewiesene China-Expertin und Autorin des Buches, das der Veranstaltung den Titel lieh, beantworte zunächst Fragen von Frau von Cramon und später auch aus dem Publikum.

Deutlich wurde, dass die Volksrepublik China mit zunehmender Härte die eigenen Interessen weltweit durchsetzt. In diesem Zusammenhang ist auch zu sehen, dass China kurz vor Ausbruch des Ukraine-Krieges angefangen hat, die mit der Ukraine bestehenden Lieferverträge für Weizen durch Verträge mit Russland zu ersetzen, um damit die Achse Moskau-Beijing zu stärken. Wer auf einen Wandel durch Handel gehofft hat, wird enttäuscht werden, sagte Frau Oertel voraus. Ein Beispiel: China reagiert zunehmend gereizt auf jegliche Aufwertung Taiwans durch westliche Besucher. Und der Luftraum Taiwans werde zunehmend durch Flugzeuge vom Festland verletzt, an manchen Tagen bis zu 40-mal. Sollte es dabei zu einer Kollision und einem Absturz eines rotchinesischen Flugzeugs kommen, sieht uns Frau Oertel am Rande eines dritten Weltkrieges.

Kriege werden heute – man sieht es in der Ukraine – auch zunehmend im Cyberraum geführt. Deshalb findet es Frau Oertel dringend nötig, dass die Bundesregierung ein Handbuch herausgibt, um deutschen Firmen eine Richtlinie zu geben, wie mit chinesischen Handelspartnern speziell im High-Tech-Bereich umzugehen ist. Denn einfach den kompletten Handel mit China einzustellen sei in Zeiten der globalen Vernetzung auch keine Option.

Und wenn chinesische Technik das Rückgrat gewisser Digitalinfrastruktur bei uns darstellt, was passiert dann mit der Ersatzteilversorgung in Zeiten eines globalen Konflikts? Oder, gar nicht auszudenken: Kann im Krisenfall in Beijing ein Hebel umgelegt werden und die gesamte Deutsche Bahn steht?

Es ist also Obacht gegeben im Umgang mit dem „Reich der Mitte“. Vielen Dank an Frau Oertel und Frau von Cramon für einen lehrreichen und kurzweiligen Vormittag.

Text und Fotos: Bernd Stolte