Pressemeldung vom 04.11.2023
Manchmal will man der Gesellschaft etwas zurückgeben
Ehrenamtliche Sterbebegleitung – anspruchsvoll und zugleich bereichernd
Etwa 50 Ehrenamtliche engagieren sich im Hospizverein Wolfenbüttel in der Sterbebegleitung. Meistens fragen Familien, die einen schwerstkranken Menschen pflegen, um Unterstützung nach oder auch Senioreneinrichtungen. Auch im Klinikum sind Hospizhelferinnen gern gesehen. Und nicht zuletzt werden Ehrenamtliche im zukünftigen „Hospiz im Gutspark“ eingesetzt, um das Pflegepersonal zu ergänzen. Der Bedarf ist groß. Deshalb bietet der Hospizverein im kommenden Frühjahr einen weiteren Kurs zur Vorbereitung auf dieses Ehrenamt an.
Kann man die hospizlich ausgerichtete Begleitung von schwerstkranken und sterbenden Menschen erlernen? Mechthild Ludwig-Mayer bringt jahrelange Erfahrung aus Vorbereitungskursen für zukünftige Sterbebegleiterinnen und Sterbebegleiter mit. Voller Überzeugung sagt sie: „Ja.“ Sie will das aber nicht im Sinne des schulischen Lernens verstanden wissen. „Es geschieht in der Auseinandersetzung mit sich selbst. In erster Linie mit den eigenen Ängsten, den eigenen Verhaltensmustern, in der Reaktion auf herausfordernde Situationen.“
Voraussetzung für die Teilnahme an einem Vorbereitungskurs ist vor allem die Bereitschaft, sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinander zu setzen. Dazu gehört auch, den eigenen verschiedenen Trauer- und Verlusterlebnissen nachzuspüren. Was man selbst schon erlebt hat, wird angeschaut, gilt es bewusstzumachen und zu hinterfragen. Dann kann man sich Schwerkranken mit ihren immer wieder anderen individuellen Gegebenheiten unbelastet und ohne Vorbehalte zuwenden.
Durch den gesamten Kurs zieht sich das Thema Kommunikation. Wie höre ich zu? Fühlt sich mein Gegenüber von mir verstanden? Überfalle ich andere mit meiner Meinung, mit meinen Ratschlägen? Manche Kranke sprechen verschlüsselt. Wie kann ich diese Bilder deuten? Oft ist das, was ohne Worte ausgedrückt wird, am wichtigsten. Bin ich offen und sensibel für nonverbale Signale?
Die zukünftigen Ehrenamtlichen müssen sich darauf einlassen, sich in Übungen und Rollenspielen näher zu erfahren. Dazu gehört auch, Rückmeldungen aus der Gruppe zu Sprache, Verhalten, innerer Haltung anzunehmen. Dabei tauchen manchmal bisher unbekannte Fähigkeiten und Stärken auf. Die Übenden entdecken auch, aus welchen Quellen sie schöpfen können, was ihnen Mut und Kraft für die Begleitung von sterbenden Menschen geben kann.
Durch alle Themen des Kurses ziehen sich die Fragen nach dem Sinn des Lebens – und wann er erfüllt sein könnte. Sie beschäftigen jeden Menschen – mehr oder weniger. Sich dessen selbst bewusst zu werden, ist Grundlage aller hospizlichen Tätigkeit. Denn solche Fragen tauchen in der Begleitung immer wieder auf.
Mechthild Ludwig-Mayer wünscht sich, dass sich Menschen von dieser anspruchsvollen Themenvielfalt des Vorbereitungskurses angesprochen fühlen. „Der Kurs ist keine herkömmliche Ausbildung. Er schafft aber die Voraussetzung für einen eigenen Lernprozess, der nie aufhört – und in jeder Sterbebegleitung neu belebt wird.“
Wer Interesse hat, wird gern ausführlich informiert und zu einem gegenseitigen Kennenlerngespräch eingeladen. Kontaktaufnahme über: info@hospizverein-wf.de oder Tel. 05331 9004146 zu den Bürozeiten montags bis freitags 10-12 Uhr.
Bildunterschrift: Der nächste Vorbereitungskurs für Hospizhelferinnen und -helfer beginnt im Frühjahr 2024. Planung und Durchführung liegen in den Händen von Diplom-Theologin Mechthild Ludwig-Mayer (rechts) und Koordinatorin Christiane Grothe. Beide bringen langjährige Erfahrungen aus verschiedenen Arbeitsfeldern in Seelsorge und Hospizarbeit mit.
Foto: Hospizverein