Die Braunschweigische Landschaft, ein 1990 gegründeter Verein, dessen Aktionsradius die Landkreise Wolfenbüttel, Helmstedt, Peine und die Städte Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg einschließt, veranstaltete nach 2022 den 2. Aktionstag KulturLandKirchen, diesmal in 9 Kirchen des Kirchengemeindeverbandes Königslutter.

Eröffnet wurde die Veranstaltung am 9.6. um 11 Uhr neben der Kirche in Lelm von der Kirchenpopband, was dank des warmen und sonnigen Spätfrühlingswetters im Freien möglich war.

Kirchengemeindeverbandsvorsitzende Christine Jahn

Als erste Rednerin griff Kirchenvorsteherin Christine Jahn zum Mikrofon und begrüßte die zahlreichen Anwesenden. Sie wies, wie auch der nach ihr sprechende Landrat Gerhard Radeck, der als Schirmherr fungierte, auf die Bedeutung von Kunst und Kultur in der Region hin und betonte, dass diese Tradition auch weiterhin fortgesetzt werden müsse.

Schirmherr Landrat Gerhard Radeck

Wie nun kommen Kirche und Kultur miteinander klar? Um es mit zwei Worten zu sagen: Sehr gut.

Schon lange hat sich die Institution Kirche für den Kulturbetrieb geöffnet. So ist es heutzutage keine Seltenheit mehr, dass „weltliche“ Konzerte oder Ausstellungen in Kirchen stattfinden, die Dichte aber, wie sie an diesem Sonntag zu finden war, ist selten und sucht ihresgleichen.

Nach den Begrüßungsreden stellten die beiden Organisatorinnen Stine Hollmann und Anne Loock, die auch als Kuratorinnen fungierten, abwechselnd die einzelnen Lokalitäten und die dort stattfindenden Aktionen vor.

Anne Loock und Stine Hollmann

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, das in diesem Artikel nicht alle Künstlerinnen und Künstler mit ihren Werken ausführlicher vorgestellt und gewürdigt werden können, was aber keinerlei Bewertung oder gar Qualitätshinweis darstellt.

In der Lelm-Kirche selbst war eine Ausstellung des jungen ukrainischen Pop-Art-Künstlers Sergii Brilov aka ostromisl zu sehen, der sich in seiner Kunst mit dem Krieg in seiner Heimat auseinandersetzt

2024/25 hat der Verein Braunschweiger Land das Themenjahr Wasser aufgerufen: „Dieses Jahr drehen wir voll auf!“ So war es naheliegend, die Künstlerin Jette Held in die Räbker Kirche einzuladen, die sich in ihren dort gezeigten Arbeiten mit dem Wasser der Schunter auseinandersetzt.

Jette Held

Beim Betreten der Kirche blockierten vier zehn Meter lange Leinwandbahnen den Mittelgang und zwangen zum Innehalten. Diese lagen vierzig Tage3 in der Schunter und sind das Ergebnis einer „Zusammenarbeit“ von Bach und Künstlerin

Ganz anderer Art sind die Arbeiten von Stella Oh, die außen an der Kirche in Süpplingen zu sehen waren. Die junge Künstlerin hat, inspiriert vom Kirchengebäude und der dort herrschenden Atmosphäre, in vier großformatigen Gemälden eine Art Gefühlslandschaft entworfen, die links und rechts des Eingangs installiert waren.

„Nichtfigürliche Malerei“ nennt Stella Oh ihre Bilder, der Begriff „Abstrakte Kunst“ ist ihr dafür laut eigener Aussage zu abstrakt.

Außer Fotografien und Malerei waren auch Installationen (Kirche Warberg „Screening Japan“ von MADE BY US; 3-Kanal-Videoinstallation „Glück auf“ von Fumiko Kikuchi in der Kirche Frellstedt; Ole Blanks Rauminstallationen, Skulpturen und Vidoes in Süpplingenburg), Soundarbeiten (Gregor Kieseritzky in der Kirche Sunstedt) und Skulpturen des Bildhauers Joshua Grabietz in der Kirche Rottorf zu erleben. Nicht unerwähnt bleiben dürfen auch die Arbeiten von Julia Wally Wagner in der Wolsdorfer Kirche.

Wer wollte, konnte ein Angebot des ADFC Wolfsburg nutzen und auf einer Rundstrecke die einzelnen Kirchen mit dem Rad erreichen.

Neben den Ausstellungen fanden auch Konzerte statt, neben der schon erwähnten Kirchenpopband spielte die Harfenistin Anne Serger in der Kirche Warberg.

Parallel zu den Veranstaltungen gab es auch ein Kinderprogramm, beispielsweise stand an der Kirche in Lelm eine Hüpfburgt.

Beinahe selbstverständlich, dass in fast allen Kirchen Führungen stattfanden, wer also etwas zu Geschichte und Architektur der Gotteshäuser erfahren wollte, kam ebenfalls auf seine Kosten.