102 NEUE AKKU-TRIEBZÜGE FÜR NIEDERSACHSEN: LNVG BEREITET
AUSSCHREIBUNG NOCH FÜR 2023 VOR
In allen Netzen Antriebe ohne CO2 -Ausstoß: Ab dem Jahr 2037 sollen
zwischen Ems und Elbe nur noch Züge fahren, die kein Kohlendioxid
ausstoßen. „Wir werden ab dem Jahr 2029 sukzessive 102 neue
Triebzüge mit Akku-Technik einsetzen, die abgasfrei unterwegs sind
– und damit bisherige Dieselflotten ausmustern“, sagt
Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies: „Das ist eine wichtige
Entscheidung für die Mobilitätswende. Die neuen Züge bieten mehr
Platz als die aktuell eingesetzten Fahrzeuge. Damit schaffen wir die
Voraussetzung für steigende Fahrgastzahlen.“ Die
Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) bereitet die Vergabe vor, um die
Fahrzeuge noch in diesem Jahr auszuschreiben. Lies rechnet für alle
Fahrzeuge mit einer Investition im hohen dreistelligen
Millionenbereich.
Akku-Fahrzeuge können auf Strecken mit Oberleitung fahren und auf
dieser mit einem Stromabnehmer laden. Zusätzlich oder alternativ
lassen sie sich an „Ladeinseln“ aufladen. So oder so: Fahrdraht
ist nicht auf der gesamten Strecke nötig. Grundlage für den Kauf der
neuen Akku-Fahrzeuge ist eine Markterkundung zu alternativen
Antrieben, die die LNVG durchgeführt hat. Dabei wurden insbesondere
Züge mit Wasserstoff-Antrieb und Akku betrachtet. Ergebnis:
Akku-Züge sind im Betrieb günstiger. Carmen Schwabl, Sprecherin der
LNVG-Geschäftsführung, nennt weitere Details zu den neuen Zügen:
„Wir werden erstmals Triebwagen einsetzen, die Türen für zwei
verschiedene Bahnsteighöhen haben. So können auch
mobilitätseingeschränkte Fahrgäste überall selbstständig ein- und
aussteigen.“ Außerdem sei mehr Platz für Fahrräder geplant.
ERSTE AKKU-ZÜGE ROLLEN IM HEIDEKREUZ
Das erste Netz, in dem Dieselzüge ersetzt werden, ist ab 2029 das
Heidekreuz (siehe Hintergrundinformationen). In den anderen Netzen
sollen mit dem Ausbau der Infrastruktur bis 2037 die letzten
Dieselfahrzeuge von der Strecke gehen. Grundsätzlich gilt: Zunächst
rollen alte Züge am Ende ihrer wirtschaftlichen Lebensdauer aufs
Abstellgleis. Fahrzeuge, die die übliche Einsatzdauer von 30 Jahren
noch nicht erreicht haben, werden für den Diesel-Betrieb in Netzen
genutzt, die noch nicht elektrifiziert sind. Schwabl betont: „Diese
jüngeren Dieselfahrzeuge haben eine bessere Umweltbilanz und erhalten
die geplanten Komplett-Modernisierungen. Auch die Übergangslösungen
bringen also schon Verbesserungen für Fahrgäste und Umwelt.“
LAND WILL ELEKTRIFIZIERUNG IM „TEILNETZ WESER-EMS“
Eine Besonderheit zeichnet sich für das „Teilnetz Weser-Ems“
zwischen Oldenburg, Osnabrück und Bremen ab. Hier hat die
Markterkundung der LNVG ergeben, dass es besonders wirtschaftlich ist,
die Strecke Osnabrück – Oldenburg komplett zu elektrifizieren.
Minister Lies betont: „Wir wollen, dass die Deutsche Bahn die
Verbindung bis 2034 mit Fahrdraht ausbaut. Das dient nicht nur dem
Nahverkehr, sondern erhöht allgemein die Flexibilität des
Gesamtsystems Bahn bei Störungen.“ Die LNVG wird auf dieser
Verbindung 27 Elektrotriebzüge einsetzen. Die Strecke zwischen
Osnabrück und Bremen wird mit 19 Akku-Fahrzeugen befahren. Auf dem
Abschnitt sollen Ladeinseln entstehen, um die Züge mit Strom zu
versorgen.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Diese Linien gehören zum Heidekreuz: RB 37 (Bremen – Soltau –
Uelzen) und RB 38 (Hamburg Harburg – Buchholz i. d. Nordheide –
Soltau – Hannover).
Diese Linien gehören zum „Teilnetz Weser-Ems“: RE 18 Osnabrück
– Oldenburg – Wilhelmshaven, RB 58 Osnabrück – Vechta –
Delmenhorst – Bremen, RB 59 Wilhelmshaven – Sande – Esens.
Niedersachsen bereitet den Abschied vom Diesel im Schienennahverkehr
schon lange vor: Die LNVG hatte bereits 2020 entschieden, keine neuen
Dieselfahrzeuge mehr zu kaufen. Die Gesellschaft im Landesbesitz hat
damit die Entwicklung alternativer Antriebe für den SPNV beschleunigt
und insbesondere die der ersten Wasserstoffzüge der Welt angestoßen.
Sie rollen heute bei den Eisenbahnen und Verkehrsbetrieben Elbe-Weser
(evb) zwischen Bremerhaven, Cuxhaven und Buxtehude.